Geschichte des Dorfes Kladow

Das 1267 erstmalig genannte Dorf unterstand bis zur Säkularisation dem Kloster in Spandau, seit 1558 dem Amt Spandau. Obwohl nicht zum Zweckverband gehörig, kam es doch 1920 aus dem Kreis Osthavelland in den Stadtkreis Berlin. Der Ort war 1375 mit 46 Hufen ausgestattet, die zunächst von 6 Hüfnern, später von 9 oder gar 11 Bauern (1800)bewirtschaftet wurden. Mit der schon im Jahre 1799 erfolgten Umwandlung des Lehnschulzengutes in ein Erbzinsgut begann die Verlagerung dieses Gehöftes auf den nördlichen Teil des Feldmark. Im Auftrage des Potsdamer Kabinettsrates A.L. Mencken  wurde 1800 das Vorwerk Neu-Kladow angelegt, das 1860 mit 3 Wohn- und 4 Wirtschaftsgebäuden bebaut und 1858 von 21 Personen bewohnt war.

Hauptstraße Kladow 1910

Zur gleichen Zeit lebten in dem relativ kleinen Hauptdorf zwar schon 270 Einwohner, doch setzte das ohnehin nicht sehr große Wachstum erst im letzten Drittel des 19. Jh.ein. Daß dieses vor der Eingemeindung trotz der landschaftlich schönen Lage nicht bedeutender war, lag einzig und allein "an der unglaublich schlechten Verbindung nach Berlin". Immerhin waren Ende des 19. Jh. neben einer Mühle, einer Schmiede und 2 Gasthäusern auch 2 Bauunternehmer, ein Maurermeister und 6 Maurer, 4 Zimmerleute, ein Schiffseigner und 4 Schiffszimmerleute im Dorf ansässig.

kaiserliches Post- und Telegraphenamt (Haus Jäkel) 1903

Ferner existierte seit etwa 1890 eine zweiklassige Gemeindeschule. Der Anschluß an das Gas-, Wasser-, Elektrizitäts- und Kanalisationsnetz erfolgte allerdings erst nach 1920.
Während der alte Dorfkern bis 1920 weitgehend von der Landwirtschaft geprägt wurde, hatten sich kleine nicht-agraische Siedlungskerne an verschiedenen Randstellen der Gemarkung herausgebildet, die sich jedoch niemals zu Ausgangspunkten größerer Siedlungen entwickelten. Dies gilt sowohl für die von 1846 bis 1905 bestehende Ziegelei am Schwemmhorn, als auch für die 1903 gegründete Sprengkapsel- und Zünderfabrik an der Grenze zur Groß-Glienicker Flur. Selbst das Gutsvorwerk Neukladow, wo sich in den 70er Jahren des 19. Jh. eine Stärkefabrik etabliert hatte, bildete kein solches Zentrum. Dieses Terrain erwarb 1887 der Großindustrielle der Zementindustrie im Berliner Raum R. Guthmann, der zwar viel für die Erschließung und besseren Nutzung des Ortes getan hat, z.B. durch die größtenteils von ihm finanzierte Anlage einer Uferstraße und die Regulierung der Havel, der sich aber nicht selbst an der weiteren Besiedlung des Ortes  beteiligte. Selbst der Sohn konzentrierte sein Interesse vorrangig auf den Gutshof, für dessen Um- und Ausbau er 1909 P.Schultze-Naumburg gewinnen konnte.
Den entscheidenen Anstoß zur weiteren Erschließung des Ortes gaben also weder die einheimischen Grundbesitzer noch die beiden benachbarten Städte Spandau und Potsdam, mit denen Kladow bis Ende des 19. Jh. allerdings nur duch schlechte Wege verbunden war, sondern der von Wannsee aus die Havel überspringende Ausflugsverkehr.

Kladow Kirche 1931

Er setzte um 1890 ein, verstärkte sich seit 1892 durch die regelmäßige Fahrgastschiffahrt während der Sommermonate und führte dazu, daß sich eines der beiden dörflichen Wirtshäuser zu einem großen Ausflugslokal mit dem Namen "Helgoland", 1898 bereits mit Saal, Kegelbahn und Aussichtshalle versehen, mauserte, und dass die Gasthöfe Übernachtungsmögllichkeiten schufen und sehr schnell auch "einige Bauern und Büdner Zimmer ohne Betten" an Sommergäste abgaben oder für Sommerwohnungen bereitstellten.

Gasthaus zum goldenen Stern 1910

Mit der vollständigen Parzellierung eines Bauernhofes ab 1894 begann schließlich der allmähliche Ausbau mit Villen und Landhäusern, von denen lediglich die 1895 errichtete, zweistöckige Backsteinvilla "Inselblick", wegen der Frühzeitigkeit ihres Entstehens und das im Stile eines Palais aus dem 18. Jh. in den Jahren 1911/12 angelegte und inzwischen abgetragenen Landhaus "Brüningslinden" und die wegen seiner Aufwendigkeit 1905/06 durch A. Messel erbaute Villa "Landhaus W. Wertheim". Stellt letzgenannter zweistöckiger Putzbau doch durch seine gediegene, an klassizistische Vorbilder orientierte Gestaltung ein für spätere ähnliche Bauten Bedeutung gewinnendes Beispiel dar.

Quelle:Die Dörfer in Berlin von Hans-Jürgen Rach illustriert mit Bildern von alten Postkarten mit Erlaubnis des Kladower Forums e.V.; Kalender 2001

 "Schloß" Brüningslinden

"Schloß" Brüningslinden

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